„Die Aidshilfebewegung fit für die Zukunft machen“

Von Axel Schock
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Die „Positiven Begegnungen“, Europas größte Selbsthilfekonferenz von Menschen mit HIV und Aids, ist 2014 zu Gast in Kassel. Olaf Rothe von der dortigen Aidshilfe hat das viertägige Event vom 21. bis 24. August mitorganisiert. Ein Interview von Axel Schock

Olaf, bei der Konferenz kommen Menschen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland zusammen. Wen alles habt ihr bei den Vorbereitungen eingebunden?

Wir haben bei allen aus der Community, die in irgendeiner Form an die Aidshilfe angebunden sind, die Themen erfragt, die für sie wichtig sind und die sie bei den „Positiven Begegnungen“ gerne vertreten sehen möchten. Außerdem haben meine Kollegin Barbara und ich ein großes privates Netzwerk HIV-Positiver in Kassel, über das wir Informationen in die Community hineinstreuen konnten.

Für den letzten Sonntag vor der Konferenz haben wir in der Aidshilfe außerdem einen Brunch geplant, bei dem wir jenen HIV-Positiven, die die „Positiven Begegnungen“ noch nicht kennen, eine kleine Einführung geben werden.

Es wird großartig und einmalig werden

Und wie sieht es mit der Schwulenszene in Kassel aus?

Ich bin einer von denen, die gleich mehrere Hüte aufhaben (lacht). Einerseits bin ich in unserer Aidshilfe für alles Queere zuständig, von der MSM-Prävention bis zur Beratung. Passenderweise bin ich aber auch Mitglied des CSD-Vereins und als dessen Mitbegründer den Veranstaltungen zum Christopher Street Day besonders verbunden.

Olaf Rothe vom Vorbereitungsteam der "Positiven Begegnungen"
Olaf Rothe vom Vorbereitungsteam der „Positiven Begegnungen“

Bereits als die ersten Informationen durchgesickert waren, dass die „Positiven Begegnungen 2014“ in Kassel sein könnten, habe ich mit dem Vorstandsvorsitzenden des CSD-Vereins darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn beide Veranstaltungen am selben Wochenende stattfänden. Das haben wir tatsächlich geschafft: Dazu wurde der Kassler Christopher Street Day nun um eine Woche nach hinten verlegt.

Das ist das erste Mal, dass die „Positiven Begegnungen“  und der CSD zusammen gefeiert werden.

Und zwar auf spektakuläre Weise. Die CSD-Parade und die Demonstration der „Positiven Begegnungen“ werden sich nämlich in der Kassler Innenstadt vereinen. Was da genau passieren wird, wollen wir noch nicht verraten. Ich kann nur versprechen: Es wird großartig und einmalig werden.

Welche Impulse erhoffst du dir von den vier Tagen im August für die Zeit danach?

Ich halte es für sehr realistisch, dass die Konferenz durch die Medienaufmerksamkeit und die Veranstaltungen, die zu erleben sein werden, weit in die queere und positive Community wie auch in die breite Öffentlichkeit hineinwirken wird.

Positives Selbstbewusstsein nach außen

Was glaubst du, welches Bild vermittelt werden wird?

Die Menschen werden sehen, dass hier eine ganze Menge Positiver zusammengekommen sind und etwas ziemlich Gutes auf die Beine gestellt haben. Und dass sie für ihre Anliegen sogar auf die Straße gehen! Dadurch wird sichtbar werden, dass es sich bei HIV-Positiven nicht nur um ein paar versteckt und verängstigt lebende Menschen handelt.

Ich hoffe also, dass es uns ein Stück weit gelingt, positives Selbstbewusstsein nach außen zu tragen. Und dass das zu Kontakten, Diskussionen, Kooperationen und vielleicht auch zu Interesse an der Arbeit der verschiedenen Gruppen und Organisationen führt.

Olaf erhofft sich positive Signale.
Olaf erhofft sich positive Signale für die Teilhabe in der Aidshilfe-Bewegung.

Was erhoffst du dir ganz persönlich von den „Positiven Begegnungen“?

Mich treibt seit einigen Monaten ein Thema sehr stark um, und zwar die Frage nach der Partizipation von HIV-Positiven in Aidshilfe-Strukturen. Wie diese Teilhabe installiert, verändert und gestärkt werden kann. Dieses Thema ist erfreulicherweise einer der Stränge der Konferenz. Von den Workshops hierzu erhoffe ich mir, dass wir dort eine gemeinsame Haltung entwickeln werden, um HIV-Positiven überall im Land das Gefühl geben zu können: Aidshilfe ist ein Raum, in dem ich willkommen bin, in dem ich Bedürfnisse äußern, etwas tun und kreativ sein kann.

Das ist derzeit aus unterschiedlichsten Gründen leider nicht überall der Fall. Ich wünsche mir, dass ein solches Signal von Kassel ausgeht und dann auch jene erreicht, die ich immer die „freien Radikalen“ nenne, also jene HIV-Positiven, die nicht mehr oder noch nicht in Aidshilfestrukturen eingebunden sind. Damit auch sie Lust bekommen, die Aidshilfebewegung mitzugestalten und damit fit für die Zukunft zu machen.

Gibt es ein Programm-Highlight, auf das du dich besonderes freust?

Das ist die Veranstaltung mit dem Kölner Schriftsteller Jan Stressenreuter, der aus seinem Roman „Wie Jakob die Zeit verlor“ lesen wird und die, wie ich finde, perfekt in das Programm dieser „Positiven Begegnungen“ passt.

 

Weiterführende Links:

Infos und Programm der Positiven Begegnungen
Zum Anmeldeformular für die „Positiven Begegnungen“

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