Ein Großer verlässt das Schlösschen
„Ohne ihn wären die Positiventreffen nicht das, was sie heute sind“
Wolfgang Vorhagen ist kein Mann der ersten Reihe. Doch aus seiner selbst gewählten zweiten Reihe hat er viel angestoßen und bewirkt.
Ohne ihn wären die Positiventreffen im Waldschlösschen nicht das, was sie heute sind: nicht so vielfältig, nicht so bunt, nicht so zusammenführend und nicht so befruchtend für neue Initiativen und Selbsthilfeaktivitäten.
„Wolfgang Vorhagen ist kein Mann der ersten Reihe“
Daran, dass die Positiventreffen auch künftig bei positiv e. V. in guten Händen sind, hat Wolfgang ebenfalls einen bedeutenden Anteil. Schließlich war er an der Vereinsgründung 1988 beteiligt.
Doch auch in der Bildungsarbeit der DAH hat Wolfgang vieles initiiert und angestoßen. Als Ehrenmitglied der Deutschen Aidshilfe kann Wolfgang Vorhagen weiter kritisch und solidarisch seine Stimme erheben. Wir hoffen, dass er davon rege Gebrauch macht!
Winfried Holz, Vorstandsmitglied Deutsche Aidshilfe
„Gesicht und Seele des Waldschlösschens“
Mein Lieber, du warst für mich immer das Gesicht und die Seele des Waldschlösschens. Vor 20 Jahren hast du mir während der Positiventreffen erste Schritte als Workshopleitung ermöglicht. Seitdem sind unsere beruflichen Wege eng miteinander verknüpft. Ich konnte an vielen Projekten teilhaben oder solche gemeinsam mit dir realisieren, für die du mit dem Waldschlösschen und/oder positiv e. V. immer den passenden Rahmen gefunden und geboten hast.
Seien es die Jungpositiventreffen, das Thema Menschen mit HIV im Erwerbsleben, der Umgang mit Scham und Schuldgefühlen, immer wieder das Thema Sexualität in seinen vielfältigen Entfaltungen oder – besonders intensiv in den letzten Jahren – noch mal der Aufbau von bundesweiten Vernetzungsstrukturen für Organisationen und Initiativen, die mit LSBTI* Geflüchteten arbeiten.
„Eine Perfektion, die ihresgleichen sucht“
Deine Lust auf Neues und deine Fähigkeit, Bedarfe zu erkennen, Themen aufzunehmen, damit Veränderungsprozesse anzustoßen, nachhaltige Strukturen aufzubauen und gleichzeitig alles sofort in Seminare, Workshopeinheiten, Anträge und Sachberichte denken und strukturieren zu können, hat über die vielen Jahre eine Perfektion erreicht, die ihresgleichen sucht.
Auch wenn ich mir das Waldschlösschen noch gar nicht ohne dich vorstellen kann, freue ich mich, dass aus unserer Zusammenarbeit schon lange eine schöne Freundschaft gewachsen ist, die mit dem Umzug in deine Wahlheimat Berlin nun nicht mehr dem Seminarkalender und Zugverbindungen unterworfen ist. Danke für alles!
Stephan Jäkel, Schwulenberatung Berlin
„Das Waldschlösschen ist untrennbar mit dir verbunden“
Lieber Wolfgang, nun ist es so weit! Und es will mir noch nicht gelingen, mir ein Waldschlösschen ohne dich vorzustellen. Haus und Garten sind einfach ganz fest und untrennbar mit dir verbunden.
Von ganzem Herzen sage ich Danke für die letzten 30 Jahre, in denen ich auf ganz vielen beruflichen Ebenen und auch als Freundin so viele Dinge mit dir erleben, entwickeln, vorantreiben, durchführen, planen und auch improvisieren und immer auch genießen durfte.
„Von ganzem Herzen sage ich Danke für die letzten 30 Jahre“
Mein Lieber, deine Präsenz, deine Fähigkeit, den Überblick auch in chaotischen Momenten zu behalten. Deine klugen, kreativen Ideen. Deine Fähigkeit, ganz unterschiedliche Menschen miteinander ins Arbeiten zu bringen. Deine auch mal strenge Art, alle wieder zum Punkt zurückzubringen. Deine Fähigkeit, Veränderungen zu erkennen und aufzugreifen. All das sind immer noch nur einige der Dinge, die ich an unserer Zusammenarbeit so schätze und die auch in der Entwicklung der Aidshilfe-Arbeit über die Jahrzehnte ein wichtiger Bestandteil waren.
Ich wünsche dir, dass du Berlin jetzt endlich ohne Pendeln genießen kannst, und mir noch viele gemeinsame Begegnungen, Erlebnisse, Diskussionen und Projekte mit dir.
Silke Eggers, Deutsche Aidshilfe
„Die höchste Stufe der Professionalität“
Die Durchdringung von HIV und Aids in ihren persönlichen und politischen Dimensionen ist seit Jahrzehnten eng mit Wolfgang Vorhagen verknüpft und zentrierte sich an einem besonderen – Waldschlösschen genannten – Ort. Gemeint ist damit nicht weniger als der Ansporn zur Selbstreflexion der von HIV und Aids unmittelbar erfassten Menschen, aber auch der Aidshilfen.
Auf den von ihm geplanten, mitgestalteten und geleiteten Treffen von HIV-infizierten und an Aids erkrankten Menschen sollte jedes Individuum, und sei es auch noch so merkwürdig und verschroben, Raum für sich haben. Das je individuelle Ich wurde von ihm immer wieder ganz in den Vordergrund gerückt, und der je individuellen Erfahrung und deren Selbstinterpretation wurden das Recht eingeräumt, das ihnen zusteht.
„Ein veritabler Pädagoge“
Einem Pädagogen kann das aber nicht genug sein. Und Wolfgang ist, wie ich aus vielen Seminaren weiß, die wir gemeinsam durchgeführt haben, ein veritabler Pädagoge.
Immer wollte er, dass die Menschen bei ihm auch etwas lernen, genauer gesagt, Erfahrungen machen, die ihre bisherigen Erfahrungen transzendieren. Sie sollten, so der hohe Anspruch des AIDS-Pädagogen Vorhagen, mit einem anderen Blick auf sich und die sie umgebende Welt nach Hause fahren, als sie angereist sind.
„So engagiert und frisch, als wäre es das erste Mal“
Ereignet haben sich in seinen Veranstaltungen aber auch immer mal wieder Augenblicke des Glücks. Ohne solche Momente hätte er in diesem schwierigen Feld wohl kaum so lange durchgehalten. Vor allem hätte er ohne diese nicht vermocht, auch noch beim hundertsoundsovielten bundesweiten Positiventreffen so engagiert und frisch zu wirken, als wäre es das erste Mal.
Das vermag nur einer, der wie er auf seinem Gebiet die höchste Stufe der Professionalität erreicht hat. Weil das so ist, kannst Du auch gelassen in die Rente gehen, mein lieber Freund.
Prof. Dr. Martin Dannecker, Sexualwissenschaftler
„Fachlichkeit und emotionale Intelligenz – vereint mit Leichtigkeit, Charme und Witz“
Es kommt nicht so häufig vor – um es vorsichtig zu formulieren –, dass einem ein Mensch begegnet, der persönliches Engagement, Fachlichkeit und emotionale Intelligenz mit einer solchen Leichtigkeit, mit so viel Charme und vor allem Witz zu vereinen weiß wie du, Wolfgang.
Bei aller Professionalität und bei aller Ernsthaftigkeit schaffst du es mit deiner Art immer auch eine Atmosphäre des Willkommenseins und der Verbundenheit zu schaffen. Du hast dieser Arbeit und unserer Bewegung Seele gegeben. Das macht sie so wertvoll, bereichernd und andauernd.
„Du hast dieser Arbeit und unserer Bewegung Seele gegeben“
Für die jahrzehntelange Zusammenarbeit, für den gemeinsamen Weg und für deine Freundschaft danke ich dir von Herzen.
Dirk Hetzel, Deutsche Aidshilfe
„Mit viel Herzblut über all die Jahre im Waldschlösschen aktiv“
Wolfgang Vorhagen ist für mich eines meiner größten Vorbilder, was professionelles Handeln angeht: zuverlässig und zugewandt, super vernetzt, mit einem extrem guten Blick für kompetente Dozent*innen, immer nah dran an den Themen der Teilnehmenden (und seinen eigenen), mir stets Handlungsspielraum und Vertrauen schenkend, klar in Kommunikation und Absprachen, dabei durchaus auch mal streng und auf blinde Flecke hinweisend.
Mich hat immer beeindruckt, mit wie viel Herzblut er über all die Jahre im Waldschlösschen aktiv war und ist – und ich glaube, der Umfang und die Tragweite seiner Tätigkeiten sind bisher noch gar nicht in vollem Ausmaß erkennbar.
„Eines meiner größten Vorbilder, was professionelles Handeln angeht“
Zudem können wir gemeinsam wunderbar genießen, uns amüsieren und nachdenken – und mehr kann ich mir nicht wünschen von jemandem, der vom Auftraggeber zu einem meiner besten Freunde wurde!
Für seine Berliner Zukunft wünsche ich Wolfgang Vorhagen alles, woran wir gemeinsam im Waldschlösschen arbeiten durften, dazu gehören Kohärenz und gute Selbstfürsorge, Gesundheit mit einem stets ausreichenden Vorrat an Lakritz und Schokolade – aber auch Konzerte und noch viele alte und neue Freundinnen und andere Begegnungen!
Gabi Jung, systemische Beraterin
„Kritische Solidarität muss nicht Phrase bleiben“
Was mir an Wolfgangs Arbeit im Waldschlösschen wichtig war?
Zum Besten, was ich in der Zusammenarbeit mit Wolfgang Vorhagen zum Beispiel bei positiv e. V. erleben durfte, gehört, dass „kritische Solidarität“ nicht Phrase bleiben muss, sondern praktiziert werden kann.
Seine Kritik konnte grundsätzlich (und damit fruchtbar) sein, weil sie in seiner ebenso grundsätzlichen Solidarität wurzelt (auch mit zum Teil doch eher fremden Lebenswelten).
„Zielführendes Hinterfragen des Anderen“
Das, was im zwischenmenschlichen Bereich in Freundschaften leben kann, hat Wolfgang auch auf der sozialen Ebene praktiziert: ein zielführendes Hinterfragen des Anderen, seiner Lebenswelt und seiner Intentionen, welches auf zugeneigtem Interesse und Verbundenheit gründet.
Diese Fähigkeit Wolfgangs war eine notwendige Bedingung dafür, dass unter anderem die „Bundesweiten Positiventreffen“ über mehr als drei Jahrzehnte so erfolgreich und für einige Tausend Menschen wirksam sein konnten.
Für die Zukunft wünsche ich Wolfgang: neue Menschen und neue Aufgaben zu finden, viel gute Musik und einen kreuzkrötenfreien Garten!
Matthias Hinz, Aids-Aktivist
Zum Weiterlesen auf magazin.hiv:
Eine Ode an die Freundschaft – Wolfgang Vorhagen zum Sechzigsten
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