Das war unser 2025
Welche Ereignisse und Debatten haben uns im zurückliegenden Jahr bewegt? Was waren die herausragenden Nachrichten? Ein Rückblick unserer Onlineredaktion auf 2025.
Januar
Krieg in der Ukraine
Der russische Angriffskrieg währt bereits das dritte Jahr. Die Deutsche Aidshilfe (DAH) hat sich von Beginn an solidarisch mit den in der Ukraine lebenden wie auch den nach Deutschland geflohenen Menschen gezeigt, unter anderem durch den Aufbau von Hilfsangeboten und durch Hilfe bei der medizinischen Versorgung für queere, HIV-positive und Drogen gebrauchende Personen.
Vor allem in den besetzten Gebieten hat sich die Situation etwa für queere Menschen erneut verschärft, aber auch die HIV-Versorgung ist zunehmend gefährdet. Inga Pylpchuk hat für magazin.hiv mit Aktivist*innen und queeren Soldat*innen über ihr Leben unter permanenter Bedrohung gesprochen – sowie über die Unterstützung aus den Communitys.
Ja zu Vielfalt: DAH-Kampagne zur Bundestagswahl
Angesichts der Gefahr, die von wachsendem Rechtsextremismus, völkischem Denken und Rassismus ausgeht, hat die DAH mit der Online-Kampagne #VielfaltWählen dazu aufgerufen, zur Wahl zu gehen und die Stimme für Demokratie, Solidarität und Vielfalt abzugeben. Denn es ist höchste Zeit, für unsere demokratische und offene Gesellschaft einzustehen. Nie wieder ist jetzt!
Februar
Harm Reduction beim Drogenkonsum
Zwei neue Verordnungen erleichtern Maßnahmen zur Schadensbegrenzung beim Opioidkonsum. Das lebensrettende Notfallmedikament Naloxon, das bei rechtzeitiger Anwendung Folgeschäden und Todesfälle durch eine Überdosierung verhindern kann, soll künftig auch ohne Verschreibung erhältlich sein.
Außerdem wurde der Zugang zur Diamorphin-Behandlung einfacher gemacht: Unter anderem wurde das Mindestalter von bisher 23 auf 18 Jahre gesenkt, und statt der bisher fünf Jahre muss nun eine mindestens zweijährige Abhängigkeit bestehen, um die Behandlung mit Diamorphin infrage zu kommen.
Problemfall Polizei
In einer dreiteiligen Artikelserie haben wir uns mit strukturellen Problemen bei der Polizei auseinandergesetzt: unter anderem mit dem vielfach erhobenen Vorwurf, dass antimuslimische und rassistische Äußerungen von Polizeibeamt*innen und Racial Profiling bei Polizeieinsätzen zu oft ohne echte Konsequenzen bleiben.
Diskriminierung erfahren auch Menschen mit HIV. Wie eine DAH-Recherche zeigt, sind über 22.000 Menschen mit HIV- bzw. Hepatitis-Erkrankungen in den Datenbanken der Polizei gespeichert. Dabei sind diese Angaben nicht nur medizinisch wie juristisch fragwürdig, sondern die Speicherung verletzt auch die Persönlichkeitsrechte der betreffenden Personen.
Auch als Arbeitgebende verhalten sich die Polizeibehörden diskriminierend gegenüber Menschen mit HIV. Ungeachtet der medizinischen Realität und eindeutiger Gerichtsurteile gelten bei der Polizei Menschen wegen ihrer HIV-Infektion als nicht diensttauglich. Bewerber*innen werden allein aufgrund von HIV abgelehnt, bereits ausgebildete Polizist*innen in den Innendienst versetzt.
März
US-Mittelkürzungen und die Folgen
Die Entscheidung der Trump-Administration, ohne Vorankündigung die US-Entwicklungsbehörde USAID weitgehend aufzulösen, den Beitrag zu UNAIDS und die Finanzierung des globalen HIV-Präventionsprogrammn PEPFAR (President’s Emergency Plan for AIDS Relief) einzufrieren, bedroht nicht nur die Existenz vieler Hilfeprojekte, sondern weltweit auch das Leben von Millionen Menschen. Weil die Partnerorganisationen völlig unvorbereitet ohne Geld und damit oft auch ohne Personal, Medikamente und wichtige Hilfsmittel dastehen, bricht insbesondere in vielen einkommensschwachen Ländern die Versorgung der Menschen mit HIV zusammen, wie exemplarische Berichte aus Sambia, Uganda, Eswatini, Lesotho und Tansania zeigen.
Internationale Wochen gegen Rassismus
Mit der Kampagne „Aidshilfen gegen Rassismus“ anlässlich der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ sendet die Deutsche Aidshilfe eine klare Botschaft: Wir stehen an der Seite von Menschen, die rassistische Diskriminierung erleben. Dass dies auch in der Geburtshilfe und Gynäkologie geschieht und welche Folgen rassistische Zuschreibungen im Gesundheitssystem für Patient*innen haben, schildert die Gynäkologin N’joula Baryoh im Interview.
Wie ein machtkritischer, intersektionaler Ansatz in der strukturellen Prävention dazu beitragen kann, mehrfachmarginalisierten Menschen mehr Teilhabe in der Selbsthilfe und Aidshilfe zu ermöglichen, hat Fabienne Mahwane Gretschel erläutert.
Ehrung für Klaus Müller
Dass Deutschland heute über ein enges und starkes Netz an Aidshilfe-Einrichtungen verfügt, ist dem jahrzehntelangen Einsatz vieler ehrenamtlich tätiger Menschen zu verdanken – Menschen wie beispielsweise Klaus Müller, Mitbegründer der Göttinger Aidshilfe und langjähriger Vorstand der AIDS-Hilfe Niedersachsen. Für sein vielfältiges Engagement wurde das DAH-Ehrenmitglied nun auch von höchster Stelle geehrt, und zwar mit dem Bundesverdienstkreuz.
April
Elektronische Patient*innenakte (ePA)
Ab diesem Monat haben alle gesetzlich Versicherten automatisch eine elektronische Patient*innenakte (ePA) erhalten – sofern sie nicht bei ihrer Krankenkasse aktiv widersprochen haben.
Seit Oktober müssen auch alle medizinischen Einrichtungen mit der ePA arbeiten. Doch es zeigt sich: Nur ein Bruchteil der Patient*innen nutzt die ePA bisher. Auch die DAH zieht anlässlich dieses Stichtags eine kritische Zwischenbilanz: Die selbstbestimmte Verwaltung der eigenen Gesundheitsdaten ist immer noch zu kompliziert, die ePA selbst ist zudem fehleranfällig.
Mai
10 Jahre Buddy-Projekt
Ein positiver HIV-Test kann ein tiefgreifender Moment sein. Umso wichtiger ist es, dass man die erste Zeit nach der Diagnose nicht allein durchstehen muss. Seit mittlerweile zehn Jahren bietet das aus einer Selbsthilfe-Initiative entstandene Buddy-Projekt Unterstützung auf Augenhöhe und vermittelt bundesweit Kontakte zwischen Menschen, die frisch HIV-positiv getestet wurden, und solchen, die schon länger mit der Infektion leben.
Wie durch Gespräche mit einem Buddy eigene Ängste abgebaut und drängende Fragen beantwortet werden können, erzählen Fabian und sein Buddy Bert im Interview.
„Synthetic Opioids Prepare and Response” („so-par“)
Synthetische Opioide wie Fentanyl und Nitazene finden immer mehr Verbreitung – sei es als Beimengung in Heroin und anderen Drogen, in Form gefälschter Medikamente oder als bewusst konsumierte Substanz. Sie bedrohen nicht nur das Leben und die Gesundheit von Drogen gebrauchenden Menschen, sondern stellen Drogenhilfe-Einrichtungen und Kommunen vor neue Herausforderungen. Im DAH-Projekt „so-par“ erarbeiten die drei Modellstädte Berlin, Hannover und Essen Notfallpläne, wie auf diese wachsende Bedrohung reagiert werden kann.
Vaginal Davis
Der Martin-Gropius-Bau in Berlin widmete der legendären, mit genreübergreifenden Performances und einer radikalen Ästhetik berühmt gewordenen Underground-Ikone und Drag-Künstlerin eine umfangreiche Retrospektive. Im DAH-Interview erzählt Vaginal Davis von ihrer Karriere und davon, wie sich Kunst, Identität und Aktivismus miteinander verbinden lassen.
Juni
Dank an Dirk Meyer
Er mag zwar in den Ruhestand gehen, aber er setzt sich noch lange nicht zur Ruhe. Über vier Jahrzehnte hat sich Dirk Meyer in unterschiedlichsten Funktionen für Menschen mit HIV und Aids eingesetzt – angefangen bei der Aidshilfe im Kreis Unna und in Bonn über die Aidshilfe NRW und die Deutsche Aidshilfe bis hin zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Wie dieses Engagement sein Leben geprägt hat, erzählt Dirk Meyer im Interview. Anlässlich seines Ruhestandes erinnern sich Weggefährt*innen an ihre Zusammenarbeit mit ihm.
YouTube zensiert IWWIT
Ohne Vorwarnung und ausgerechnet zum Beginn des Pride-Monats hat die Videoplattform YouTube den Kanal der DAH-Präventionskampagne ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) gelöscht – angeblich, weil die Inhalte gegen die Unternehmensrichtlinien zu „Sex und Nacktheit“ verstießen. Dabei waren weder pornografische oder sonst wie anstößige Inhalte zu sehen. Es genügte offenbar, dass über Sexualität gesprochen und nackte Haut gezeigt wurde – wohlgemerkt zum Zweck der Prävention und auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen.
Nach unserem öffentlichen Protest hat YouTube den Kanal wieder online gestellt. Das Grundproblem ist damit aber nicht gelöst: Was wir öffentlich über Sexualität sagen können, wird massiv von den Regeln der Social-Media-Konzerne wie Google und Meta eingeschränkt. Diskriminierende Äußerungen dagegen bleiben oft stehen.
Die Zeiten werden wahrlich härter. Umso wichtiger ist es, sich zu positionieren. An der CSD-Demo in Berlin nahm IWWIT mit einem ganz in Schwarz gehüllten Wagen teil. Dessen Motto „PRIDE IS OUR PROTEST! PRIDE IST UNSER PROTEST! Nie wieder still!“ erinnerte IWWIT an die Proteste von Stonewall und an die Aids-Aktivist*innen von ACT UP – und machte zugleich deutlich, dass man sich nie wieder den Mund verbieten oder aus der Öffentlichkeit verdrängen lassen wird.
Juli
Lufthansa unterzeichnet #positivarbeiten
Über 270 Unternehmen, Verbände, Städte, Ministerien und Betriebe haben inzwischen die Deklaration #positivarbeiten gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben unterzeichnet.
Im Juli hat sich auch die Lufthansa Group zu einem diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben verpflichtet. Angestoßen hat diesen Schritt maßgeblich der Lufthansa-Pilot Sven Dierssen. Im Interview erzählt er, mit welchen beruflichen Diskriminierungen Menschen mit HIV in der Luftfahrt zu kämpfen haben und was innerhalb weniger Jahre an Verbesserungen erreicht werden konnte.
Ehrung für Hildegard Welbers
Über ein Vierteljahrhundert ist die Lübeckerin in der HIV-Selbsthilfe aktiv – mit bewundernswertem Engagement, großer Herzlichkeit und unermüdlichem Elan: etwa im Netzwerk „PositHIV & Hetero“ wie auch als Vorständin der Lübecker Aidshilfe, der Aidshilfe Schleswig-Holstein und der Aidshilfe Kiel und nicht zu vergessen als Ratgeberin für unzählige Menschen mit HIV. Dafür wurde ihr vom Ministerpräsidenten Daniel Günther das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht.
HIV und Alter
Immer mehr Menschen mit HIV in Deutschland werden älter – und stellen sich dabei neue Fragen: Wie kann ich gut alt werden? Was bleibt, was verändert sich? Welche Unterstützung steht mir zu? Antworten darauf sind auf dem neuen digitalen DAH-Angebot „Positive Aussichten: Gut ins Alter mit HIV“ zu finden.
Diese digitale Plattform bietet Inspiration und Orientierung für den Alltag und die Zukunft sowie klar strukturierte Informationen zu Lebensbereichen wie Wohnen, Gesundheit, Pflege oder rechtliche Vorsorge. Erarbeitet wurde das Angebot unter anderem auf Grundlage einer Befragung zu HIV und Alter, deren Ergebnisse auf einem Fachtag im Juli vorgestellt und diskutiert wurden.
Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes
Die vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführte Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes, für die mehr als 2.300 Sexarbeiter*innen, 3.400 Kund*innen, 800 Mitarbeiter*innen aus Behörden sowie 280 Betreiber*innen von Prostitutionsstätten befragt wurden, bietet eine hervorragende wissenschaftliche Grundlage zur Weiterentwicklung des Gesetzes durch ein Expert*innengremium. Die Evaluation kommt zu dem Schluss, das Prostituiertenschutzgesetz sei zwar verbesserungswürdig, Prostitution stelle per se jedoch keine Verletzung der Menschenwürde dar und sei deshalb eine grundgesetzlich geschützte Tätigkeit. Der Staat habe daher gegenüber Personen, die sie freiwillig ausüben, auch eine Schutzpflicht.
August
Langwirksame HIV-PrEP Lenacapavir
Nach den USA wurde Lenacapavir im August auch in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein zur HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) zugelassen; eine Markteinführung in Deutschland ist allerdings fraglich.
Das Präparat, das halbjährlich per Injektion verabreicht wird, gilt als Gamechanger der HIV-Prävention. HIV-Organisationen und weitere Expert*innen hoffen, dass die langwirksame HIV-PrEP entscheidend zur Senkung der HIV-Infektionen beitragen wird, insbesondere in Weltregionen mit hoher HIV-Verbreitung und für besonders gefährdete Menschen. Um ihnen überhaupt den Zugang zur Lenacapavir-PrEP zu ermöglichen, wollen verschiedene Stiftungen in Kooperation mit indischen Generikaherstellern das Medikament besonders für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen für einen erschwinglichen Preis verfügbar machen.
PrEP für alle
Rund 40.000 Menschen, vor allem schwule Männer, nutzen in Deutschland die PrEP, doch wesentlich mehr Personen könnten von dieser HIV-Schutzmethode profitieren – beispielsweise Sexarbeiter*innen, Frauen mit wechselnden Sexpartner*innen oder Drogengebraucher*innen. Die DAH hat deshalb eine ganze Reihe unterschiedlicher Infomaterialien sowie ein Kurzvideo entwickelt, um möglichst viele Menschen über die PrEP zu informieren – unter anderem auch Mitarbeiter*innen von Gesundheitsämtern und Beratungsstellen sowie Ärzt*innen, die die PrEP verschreiben.
September
UNAIDS vor dem Aus
Das Programm der Vereinten Nationen gegen HIV/Aids UNAIDS soll bis Ende 2026 auslaufen. So sieht es zumindest ein Maßnahmenpaket vor, mit dem die UN auf die schrumpfenden finanziellen Mittel reagiert.
Nichtregierungsorganisationen befürchten jedoch, dass die Schließung des UNAIDS-Programms dramatischen Folgen für die Gesundheit und die Rechte der besonders von HIV betroffenen Menschen zur Folge haben wird. Ohnehin droht die Lage in vielen Ländern sich zu verschlechtern, die bisher erreichten Fortschritte könnten zunichte gemacht werden. Denn: Nicht nur die USA haben ihre finanzielle Unterstützung radikal gekürzt, auch andere Staaten reduzieren ihre Beiträge. Wie massiv die Auswirkungen auf die globalen HIV/Aids-Prävention sind, macht das „UNAIDS Global AIDS Update 2025“ unmissverständlich deutlich.
Sexuelle Bildung für trans und nicht-binäre Menschen
Wenn es um sexuelle Bildung geht, sind trans und nicht-binäre Menschen weitgehend auf sich allein gestellt. Die DAH hat deshalb mit dem Projekt „Sexuelle Bildung in trans und nicht-binären Communitys“ (SeBiCo) ein Curriculum entwickelt, das entsprechende Konzepte und Übungen für Empowerment-Workshops und für die Ausbildung von Multiplikator*innen umfasst.
Organisierte Transfeindlichkeit
Unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit haben sich im September in Berlin Akteur*innen der internationalen Anti-trans-Bewegung zu einer Konferenz der „Society for Evidence based Gender Medicine“ getroffen. Hinter dem unverfänglichen Namen verbirgt sich ein tendenziöser Thinktank mit weitreichenden internationalen Verbindungen. Was dahinter steckt und wie unkritisch deutsche Medien darüber berichtet haben, analysierte Mine Pleasure Bouvar in einem Gastbeitrag.
Oktober
Aktionstage Gefängnis
„Ist eine Welt ohne Gefängnisse möglich?“ – das Motto der Aktionstage Gefängnis 2025 ist keineswegs nur eine rhetorische Frage. Christine Graebsch, Expertin für Straf- und Migrationsrecht und Professorin an der FH Dortmund, erklärt im DAH-Interview, warum sich das Nachdenken über eine Welt ohne Gefängnisse tatsächlich lohnt – und wie Haftstrafen zum Wohle der Gesellschaft deutlich reduziert werden könnten.
Crack als Herausforderung für die Drogenhilfe
In vielen deutschen Großstädte haben sich offene Drogenszenen etabliert, in denen Crack zunehmend dominiert. Durch ihr enormes Suchtpotenzial stellt diese Substanz Hilfseinrichtungen vor erhebliche Herausforderungen, denn bewährte Strategien sind hier nur eingeschränkt anwendbar. In Zürich und Frankfurt allerdings geht man mit innovativen Ansätzen neue Wege.
November
Krise des Globalen Fonds
Nachdem bereits die USA – bisher weltweit größte Finanzierungsquelle bei Maßnahmen gegen HIV und Aids – ihr Engagement drastisch zurückgefahren haben, kürzen auch andere Länder ihre Beiträge zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Die Bundesregierung etwa reduzierte ihren Beitrag um fast ein Drittel!
Die Folgen zeichnen sich bereits ab, wie beispielhaft in Uganda und Thailand zu sehen ist. Weltweit muss mit Millionen vermeidbaren Todesfällen gerechnet werden.
20 Jahre Online-Beratung
Beratung von Mensch zu Mensch und ohne moralischen Zeigefinger: Als vor nunmehr 20 Jahren das Webangebot aidshilfe-beratung.de ans Netz ging, betrat die DAH damit tatsächlich Neuland und leistete Pionierarbeit. Mit der Onlineberatung hatte man ein niedrigschwelliges Beratungsangebot entwickelt, bei dem Ratsuchende faktisch rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr unter Wahrung absoluter Anonymität Kontakt aufnehmen können.
HIV-Neuinfektionen in Deutschland
Der Anstieg ist zwar nur moderat, dennoch muss die Entwicklung der HIV-Neuinfektionen in Deutschland als Weckruf verstanden werden. Auch die Zahl der Menschen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, hat nach Angaben des Robert Koch-Instituts erstmals wieder zugenommen. Daher müssen Kürzungen in Prävention und Drogenhilfe zurückgenommen und Testangebote verstärkt werden.
Dezember
Welt-Aids-Tag
Die Kampagne „Gemeinsam. Gerade jetzt.“ anlässlich des Welt-Aids-Tages 2025 widmete sich auch der durch massive Mittelkürzungen prekärer werdenden globalen Situation und ließ Menschen zu Wort kommen, deren Leben und Gesundheit bedroht ist.
Ein vielfach in den Sozialen Medien geteilter Clip buchstabiert aus, was „Gemeinsam. Gerade jetzt.“ in dieser Situation heißt,
Weckruf zum Welt-Aids-Tag
„Wacht endlich auf!“ – Mit einem drastischen Weckruf lenkten die DAH und zahlreiche prominente Erstunterzeichner*innen am Welt-Aids-Tag die Aufmerksamkeit auf die dramatischen Rückschritte bei den globalen Maßnahmen gegen HIV und Aids. Gemeinsam forderten sie die Bundesregierung und die Regierungen anderer Länder auf, die Notsituation endlich klar zu sehen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2025
Die steigende Zahl der Drogentodesfälle und der HIV-Infektionen, die Verelendung durch Crack und die drohende Verbreitung von Fentanyl und neuen Drogen machen deutlich: Deutschland braucht dringend eine neue Strategie im Umgang mit Drogen. Der vom akzept Bundesverband, der DAH und dem Selbsthilfenetzwerk JES herausgegebene Alternative Drogen- und Suchtbericht 2025 liefert fachliche Grundlagen für eine Neuausrichtung der Drogenpolitik.
Das Jahr der Aidshilfe-Jubiläen
Für die Aidshilfe-Bewegung in Deutschland war das Jahr 1985 ein entscheidendes: Quer durch die Republik wurden nicht nur in Metropolen, sondern auch in vielen kleineren und mittleren Städten lokale Aidshilfen gegründet. Dadurch entstand eine fast flächendeckende und bis dahin beispiellose (Selbst-)Hilfestruktur – und damit auch die Notwendigkeit einer Dachorganisation, die politisch agieren, Bundesmittel beantragen und Präventionsmaterialen erstellen kann. 2025 lag daher nicht nur die Gründung des DAH-Dachverbands 40 Jahre zurück, sondern auch zahlreiche Aidshilfen von Berlin, Frankfurt/Main und Freiburg über Göttingen, Karlsruhe, Mainz und Offenburg bis Pforzheim, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart feierten ihren 40. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch und Dank an alle Ehren- und Hauptamtlichen in der Aids- und Selbsthilfe, die sich über all die Jahre für Menschen mit HIV und die Schlüsselcommunitys eingesetzt haben und weiter einsetzen!
AI_dshilfe partizipativ
„Künstliche Intelligenz“ ist inzwischen in fast alle Lebensbereiche vorgedrungen. Noch ist nicht abzusehen, welche Langzeitauswirkungen sie haben wird, ob Nutzen und Chancen oder Gefahren und Risiken dominieren werden. Wie KI in der Arbeit von Aidshilfen eingesetzt werden könnte, beispielsweise in der Onlineberatung, aber auch, welche Auswirkungen KI im weiten Feld der Sexualität haben kann, damit beschäftigt sich das DAH-Projekt „AI_dshilfe partizipativ“.
Nach einem Auftaktworkshop im Frühjahr unter Beteiligung von Expert*innen aus der digitalen Zivilgesellschaft und Wissenschaft hat Projektleiter Simon Herchenbach in einem Interview zum Jahresabschluss eine erste Zwischenbilanz gezogen.
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