Auf der Überholspur

Schweden erreicht als erstes Land die „90-90-90“-Ziele von UNAIDS

Von Axel Schock
Schweden-Flagge
Schweden feiert einen außerordentlichen Erfolg in den Anstrengungen gegen HIV und Aids. Es ist das erste Land, das die 2014 von UNAIDS gesetzten „90-90-90“-Ziele erreicht hat.

Diesen zufolge sollen 90 % der HIV-Infizierten bis zum Jahr 2020 ihren Status kennen, 90 % der Diagnostizierten antiretroviral behandelt werden und 90 % der Behandelten wiederum eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze haben. Damit könnte die weitere Ausbreitung des HI-Virus gestoppt werden, so die UN-Organisation.

Laut einer im Fachjournal „HIV Medicine“ veröffentlichten Auswertung von Daten der nationalen Gesundheitsbehörde und der InfCare-HIV-Kohortenstudie hatte man dieses Ziel in Schweden bereits Ende 2015 erreicht.

Zum Stichtag 31. Dezember 2015 wurden demnach 6.946 Menschen mit einer HIV-Diagnose erfasst. Das seien, so die Berechnung der Forscher_innen, mindestens 90 % der in Schweden geschätzten HIV-Infizierten.

99,8 % der mit HIV diagnostizierten Menschen wiederum waren zu diesem Zeitpunkt in medizinischer Betreuung, und 95 % bekamen eine antiretrovirale Therapie. Ebenfalls 95 % der HIV-Patient_innen, die seit mindestens sechs Monaten HIV-Medikamente nahmen, hatten eine Virusmenge von weniger als 50 Kopien pro Milliliter Blut – man spricht dann auch von einer Viruslast unter der Nachweisgrenze.

Andreas Berglöf, viele Jahre in der Leitung der Aidshilfe-Organisation HIV Sverige und inzwischen bei der schwedischen Gesellschaft für Sexualaufklärung (RFSU) tätig, bestätigt die Nachricht: „Um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, dass wir es bereits viel früher schaffen. Aber dass es uns nun gelungen ist, ist großartig“, so Berglöf gegenüber der DAH.

Zu dem Erfolg geführt hätten laut den Autor_innen der Auswertung gleich mehrere Faktoren: darunter der kostenlose Zugang zur antiretroviralen Therapie (ART), eine HIV-Meldepflicht für Labore und Kliniken, Regelungen, wonach Patient_innen Termine zur Verlaufskontrolle wahrnehmen müssen, die gute Anbindung an spezialisierte Zentren sowie das geringe Ausmaß der Epidemie.

Außerdem heben sie die hohe Adhärenz der Ärzt_innen gegenüber den nationalen Behandlungsleitlinien hervor. Diese empfehlen bereits seit 2014 eine ART für alle HIV-Infizierten unabhängig von der CD4-Zellzahl.

(ascho)

Weiterführende Links:

Ausführliche Erläuterungen der Studienergebnisse in „HIV Medicine“

NAM Aidsmap zum „HIV Medicine“-Bericht

Meldung auf magazin.hiv zu den „90-90-90“-Zielen

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