Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in Minneapolis durch einen Polizisten protestieren in den gesamten USA Schwarze Menschen, Menschen of Color und Verbündete unter BlackLivesMatter gegen Rassismus und Polizeigewalt. Mit den Aufständen und der Bewegung solidarisierten sich in den vergangenen Wochen weltweit hunderttausende Menschen. Sie machen auch darauf aufmerksam, dass es Rassismus, sei es auf der individuellen, strukturellen oder institutionellen Ebene, sowie rassistische Gewalt nicht nur in den USA gibt, sondern überall – auch in Deutschland.

Die Deutsche Aidshilfe ist als Menschenrechtsorganisation solidarisch mit allen Schwarzen Menschen und Menschen of Color, die gegen rassistische Gewalt und Diskriminierung demonstrieren, und zu unserer Arbeit gehört es auch, diesen Kampf aktiv mit zu bestreiten. Diese Gewalt trifft auch Schwarze Menschen und Menschen of Color in unseren Communitys z.B. der Sexarbeiter_innen, trans* Menschen, Menschen in Haft und HIV-positiven Menschen.

Statement Migrationsbereich der Deutschen Aidshilfe

„Rassismus und Polizeigewalt sind auch für einen Großteil unserer Communitys und Klient_innen täglich brutale Realität – sei es im Bereich der Sexarbeit, Haft, Suchthilfe oder im Kontext von HIV.

Auch in Deutschland blickt Rassismus auf eine lange Geschichte zurück – angefangen mit der Kolonialzeit und ihrem grausamen Höhepunkt in Namibia (Völkermord an den Herero und Nama), über den nationalsozialistischen Völkermord an Millionen europäischer Jüdinnen und Juden bis hin in die Gegenwart. Das Denken in Kategorien der ‚Rasse‘ wird zwar nach dem historischen Bruch 1945 offiziell vermieden, aber in der Mehrheitsgesellschaft ist es weiterhin präsent und mehr oder weniger unberührt geblieben. Das zeigen die NSU-Opfer, der rassistische Anschlag in Hanau und tausende Angriffe auf Geflüchtete und Flüchtlingunterkünfte.

Struktureller Rassismus zeigt sich auch in Form von Gesetzen und durch Institutionen, die Migrationsandere daran hindern, ihre Rechte wahrzunehmen – u. a. das Recht auf Gesundheit.

Auch in Deutschland werden rassifizierte Menschen Opfer von Racial Profiling und Polizeigewalt und auch in Deutschland sterben Menschen in Polizeigewahrsam: fr.de/rassistische-polizeigewalt-deutschland-george-floyd-oury-jalloh-kein-einzelfall. In der Vergangenheit wurden immer wieder Verbindungen von Polizeibeamt_innen zu rechtsextremen Netzwerken aufgedeckt: deutschlandfunk.de/rechtsextremismus-bei-der-polizei-zu-viele-einzelfaelle.

Strukturelle Prävention haben wir immer auch als Antidiskriminierungs- und Menschenrechtsarbeit verstanden. Deswegen sind wir solidarisch mit Schwarzen Menschen, mit People of Color und den #BlackLivesMatter-Protesten überall!“

– Alphonsine Bakambamba & Tanja Gangarova (DAH)


Dieser Text ist Teil einer Serie zum Thema Rassismus und den BlackLivesMatter-Protesten. Hier eine Übersicht über die Beiträge:In den folgenden Tagen kommen hier unsere migrantischen Netzwerke (AfroLebenPlus und Afrikanisches Gesundheits- & HIV Netzwerk in Deutschland (AGHNID)), andere Migrantenselbstorganisationen (MSO) sowie Aktivist_innen zu Wort.

Zurück

Rechtliche Fragen rund um die Corona-Kontaktbeschränkungen

Weiter

Immer mehr Menschen wissen: HIV ist unter Therapie nicht übertragbar

11 Kommentare

  1. Sehr schöne Klarstellung! Rassismus hat so viele Facetten und Wurzeln, die viel zu tief in der Gesellschaft eingewurzelt sind. Historische Fakten aufzugreifen ist sehr wichtig, um es Leuten, die sich der Sache nicht bewusst sind, anschaulich zu machen.

  2. Der erschwerte Zugang zum (ja eigentlich grundgesetzlich garantierten) Recht auf Gesundheit als nur eine weitere Facette von strukturellem Rassismus …
    Vielen Dank für die deutliche Solidarisierung und eure wichtige Arbeit!

  3. Bis vor 1 1/2 Jahren war ich 27 Jahre Sozialarbeiter in einer AIDS-Hilfe. Neben allgemeiner Sozialarbeit war mein Schwerpunkt Ausländerrecht. Die vielen Jahre waren geprägt vom Kampf gegen Abschiebungen HIV-infizierter in den sicheren Tod. Neben menschenverachtender Behandlung durch die Behörden, war der Kampf gegen strukturellen Rassismus mein täglicher Begleiter. Schwarze mit einer HIV-Infektion wurden und werden diskriminierend behandelt und bedürfen einer besonderen Unterstützung. Hier ist die Deutsche-Aids-Hilfe als Interessenvertretung gefordert, denn ein Ende dieser besonderen Problematik ist nicht absehbar!

  4. Die letzten beiden Mordfälle in den USA zeigen, dass Rassismus die härteste Form des Hasses und der Demütigung des „anderen“ ist. In Deutschland, erleben wir auch Alltagsrassismus, der auch zwischen den Zeilen der Gesetzestexte zu erkennen ist, bzw. anders formuliert ist. Dieser Hass auf „die Anderen“, die in den vorliegenden Fällen „people of color“ sind, findet seine Ursprünge in der Sklaverei und Kolonialisierung. Diese vorgehenden Gedanken sind in westlichen Gesellschaften so tief verwurzelt, dass sich viele Menschen entsprechend, manchmal „unbewusst“, verhalten.
    Dies sind Gedanken, die die Grundlage dieser separatistischen, diskriminierenden, hasserfüllten Vorstellung von „Wir“ und “ die Anderen“ bilden.
    Unter diesem Gesichtspunkt besteht unsere Rolle als aktive AkteurInnen in dieser Gesellschaft darin, mit all unseren Kräften und Mitteln gegen die Verbreitung jeder Form solcher Gedanken zu kämpfen.
    Menschen, die mit HIV leben, Homo- Trans-Bi-Sexuell , Menschen mit Behinderung und Menschen, die nicht die gleiche Hautfarbe wie Sie haben, sollten heute zutage nicht als „die Anderen“ betrachtet, diskriminiert oder ermordet werden. Sie sind Menschen, die andere Werte haben, die wir respektieren sollen und welche genauso ein Recht auf Leben haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

5 + 1 =

Das könnte dich auch interessieren