Am 21. Juli haben Menschen weltweit an verstorbene Drogengebraucher_innen erinnert und gegen den Krieg gegen Drogen protestiert. In Berlin stand das Thema Menschenwürde im Zentrum. Wir dokumentieren die Rede von Sascha*, der aus Russland stammt

Der Krieg gegen die Drogen ist der Krieg gegen die Menschen.

In den letzten Jahren gibt es immer mehr Staaten, wo langsam anerkannt wird, dass repressive Drogenpolitik perspektivlos ist. Andererseits beobachtet man eine nie dagewesene Grausamkeit in Bezug auf die Menschen, die Drogen konsumieren.

Krieg gegen Drogen = Verweigerung von Behandlung, Folter, Mord

Auf den Philippinen haben bewaffnete und maskierte Männer schon Tausende umgebracht, weil diese als Verdächtige entweder in dem Drogenhandel oder in dem Drogengebrauch galten oder weil diese Menschen einfach zum ungelegenen Zeitpunkt aufgetaucht sind.

In Weißrussland wurde die Drogengesetzgebung kürzlich so verschärft, dass die Jugendlichen, die mit Marihuana erwischt wurden, zu bis zu zehn Jahren Knast und sogar mehr verurteilt werden [weitere Informationen zu Weißrussland siehe hier; Anm. d. Red.].

Drogengebraucher_innen sterben, obwohl die Gesellschaft helfen könnte

In Russland kommen jährlich zwischen 100.000 und 130.000 Menschen wegen Drogendelikten in Gefängnisse und Arbeitslager. Die meisten von ihnen sind Drogenkonsument_innen, die mit geringen Mengen von illegalen psychoaktiven Substanzen festgenommen wurden.

In der ganzen Region Osteuropa und Zentralasien ist das Problem der HIV-Verbreitung bis heute nicht gelöst, und Menschen, die Drogen konsumieren, müssen Folter, Verweigerung der medizinischen Behandlung und Stigmatisierung erleben.

Überall sterben Drogenkonsument_innen weiterhin, obwohl die moderne Gesellschaft schon in der Lage ist, ihnen die notwendige Hilfe bereitzustellen.

Auch in Berlin leben Drogengebraucher_innen im Abseits

In den letzten Jahren sind auch immer mehr russischsprachige Drogengebraucher_innen aus den ehemaligen sowjetischen Republiken in Berlin angekommen. Aber auch hier geraten sie ins Abseits, leben auf der Straße, leiden unter HIV oder Hepatitis C und bekommen keine medizinische Hilfe.

Unser Ziel ist eine humane Drogenpolitik

Am 26. Juni hat in Berlin die erste Sitzung der Selbsthilfegruppe von russischsprachigen Drogenkonsument_innen und Substituierten stattgefunden, organisatorisch von der Berliner Aids-Hilfe unterstützt.

BerLUN für Menschenwürde und gegen den Krieg gegen Drogen

Wir heißen BerLUN*. LUN, russisch ЛУН, ist eine Abkürzung für Menschen, die Drogen konsumieren. Wir sind verschieden, doch haben alle ein gemeinsames Ziel: humane, wissenschaftlich begründete Drogenpolitik global wie auch lokal.

Hilfe und Unterstützung statt Strafe und Missbilligung!

Konkret für Berlin heißt das, den Obdachlosen zu helfen, ein Zuhause zu finden, den Kranken, einen Arzt, den Hoffnungslosen Unterstützung von Herz zu Herz geben.

Alle Menschen haben ihr Recht auf ein lebenswertes Leben und auf Schutz der Gesundheit, unabhängig von der Herkunft, Nationalität oder Sprachkenntnissen!

Hilfe und Unterstützung statt Strafe und Missbilligung! Wir wollen leben!

*Alexander Delphinov, zusammen mit Mikhail Khor und Larissa Solowjowa

 

БерЛУН

Война с наркотиками – это война с людьми. В последние годы все больше стран признают бесперспективность репрессивной наркополитики. С другой стороны, наблюдается невиданная жестокость по отношению к людям, употребляющим наркотики. На Филиппинах вооруженные мужчины в масках убили уже тысячи людей, подозреваемых то ли в наркоторговле, то ли в наркоупотреблении, то ли просто под горячую руку. В Белоруссии с недавних пор крайне ужесточилось законодательство, и подростки, которых поймали с марихуаной, рискуют оказаться за решеткой на срок до десяти лет и выше. В России каждый год в тюрьмы и лагеря по “наркотическим” статьям УК отправляется от 110 до 130 тысяч человек, большинство из них – наркопотребители, задержанные с минимальными количествами нелегальных психоактивных веществ. Во всем регионе Восточная Европа – Центральная Азия, где по прежнему не решена проблема распространения ВИЧ, люди, употребляющие наркотики, сталкиваются с пытками, отказом в лечении, стигматизацией. И люди продолжают умирать, хотя современное общество уже способно предоставить им всю необходимую помощь. В последние годы все больше русскоязычных наркопотребителей с территории бывшего СССР приезжают в Берлин. Но и здесь они зачастую оказываются отверженными, живут на улице, страдают от ВИЧ или гепатита C или не получают медпомощи. 26 июня при поддержке Berliner AIDS Hilfe. состоялось первое собрание группы самопомощи русскоязычных берлинцев, употребляющих или употреблявших наркотики или получающих заместительную терапию. Мы называемся “БерЛУН”. Мы разные, но у нас одна цель – гуманная, научнообоснованная наркополитика, глобально и локально. А конкретно в Берлине – помочь бездомным найти жилье, больным – врача, отчаявшимся – дать поддержку от сердца к сердцу. У людей есть право на жизнь, есть право на здоровье и достойное отношение, независимо от места проживания, национальности или языка! Мы хотим жить! Лечение и поддержка, а не наказание!

Александр Дельфинов, Лариса Соловьева, Михаил Хор

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