Wir erinnern an Guido Vael, von 1990 bis 1999 Mitglied des Vorstands der Deutschen Aidshilfe und seit 2001 ihr Ehrenmitglied, der am 13. Januar 2020 nach langer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben ist.

Wir sind ihm dankbar für alles, was er uns bedeutet, und wir vermissen ihn.

Doch er bleibt. Einer wie Guido verschwindet nicht. Er ist tief in unseren Erinnerungen, unserer Geschichte und unseren Geschichten verankert.

Einen Nachruf auf Guido Vael haben wir am 15. Januar 2020 auf aidshilfe.de veröffentlicht.

An dieser Stelle möchten wir Freund_innen und Weggefährt_innen von Guido die Möglichkeit geben, Abschied von ihm zu nehmen und an ihn zu erinnern.

Wer Bilder (nur mit Einverständnis der abgebildeten Person/en und Fotograf_innen-Angabe), Zitate von Guido oder andere Erinnerungen teilen möchte, kann sich gerne an die Redaktion wenden (redaktion@dah.aidshilfe.de).


Christian Kranich

Guido hat mein Denken als schwuler Mann maßgeblich geprägt. Ich war 17, als ich ihn in der damals neu gegründeten #MünchnerAidsHilfe kennenlernen durfte. Sein kompromissloser Kampf für echte Gleichstellung und sein tiefes schwules Selbstverständnis sind und werden mir ein Leitstern bleiben. Wir haben hier einen der wichtigsten Personen der LGBTQ 🏳️‍🌈-Community verloren. Ohne ihn hätte die Aids-Krise und die Bedrohung unsere Freiheit durch die #CSU und #HansPeterGauweiler in Bayern eine schlimme Wendung genommen. Dafür kann man ihm nicht genug dankbar sein. Meine Gedanken sind bei seinem lieben Mann Willy 😭


Franz Stockmeier

Was für eine traurige Nachricht. Er war mir immer ein Vorbild und er wird eine große Lücke hinterlassen.


Bernd Aretz 1990 im DAH-Bundesvorstand
DAH-Bundesvorstand 1990 mit Bernd Aretz (06.07.1948 – 23.10.2018), Hans-Peter Hauschild (02.09.1954 – 04.08.2003 ), Reinhard Heikamp, Guido Vael, Helmut Ahrens (v.l.n.r.)

Markus Johannes

Ich bin sehr traurig über den Tod meines hochgeschätzten Kollegen Guido Vael. In meiner Zeit bei der Aidshilfe Frankfurt e.V. konnte ich unglaublich viel von Guido, meinem Münchner Pendant, über Präventions- und Selbsthilfearbeit lernen. Er hatte immer einen guten Rat und ein offenes Ohr für mich. Und er brachte eine große Wertschätzung für meine „jungen“ Ideen mit. Auch privat waren wir über unsere Arbeit hinaus lange verbunden. Ich wünsche seinem Mann Willi viel Kraft und behalte Guido als einen wunderbaren Menschen in meinem Herzen.


Michael Baumgartner, Rosa Stangerl München Veranstalter

Guido Vael verstorben 😭

Am 13.1.2020 ist Guido Vael verstorben.

Gudio wurde 1947 in Belgien geboren.

Seit 1969 lebte er in Deutschland und seit seinem Coming-out im Jahr 1977 in München.
Guido war jahrzehntelang in der Schwulenbewegung in München und darüber hinaus engagiert. Eine prägende Figur im Münchner Aids-Aktivismus. Ein Höhepunkt war 1987, als er an der Demo gegen den von Gauweiler geplanten Maßnahmenkatalog maßgeblich beteiligt war und ein Ausrufezeichen setzte. Sein Engagement für Münchens schwule Männer ging darüber weit hinaus, z.B. im Verein für Sexuelle Gleichstellung.
Im Sub e. V. München wurde Guido 1995 hauptamtlicher Leiter vom Projekt Prävention („Sittenstrolche“) in dem ich einige Jahre ein Teil sein durfte. Neben der Prävention von HIV-Infektionen waren ihm die Themen „selbstbewusste schwule Identität“ und „Selbstbestimmung als schwuler Mann“ zentrale Anliegen, die er vehement vertrat. Im April 2012 endete seine Berufstätigkeit im Sub.
Guido war ein leidenschaftlicher Vertreter der schwulen Männer Münchens, wofür man ihm außerordentlich danken muss.Der Münchner Oberbürgermeister a.D. Christian Ude verlieh Guido 2009 die Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“ in Silber.
Unsere Community hat einen resoluten Verfechter und mutigen Weggefährten verloren.
Seine Verdienste für Münchens schwule Männer bleiben unvergessen. Im Stillen denke ich an seinen Ehemann Willi, mit dem er 42 Jahre zusammen war. Guido wurde 72 Jahre alt, Rosa Stangerl München Veranstalter und Organisations-Team danken Guido Vael für so Vieles !

Wir werden dir stets ein ehrendes Andenken wahren !

1000 Dank, lieber Guido


Karl Lemmen

Ach Guido,
ein paar Jahre mehr hättest du deinen Ruhestand schon genießen dürfen! Aber vielleicht war das mit der „Ruhe“ nie so sehr dein Ding? Ich denke gerne an unsere gemeinsame Zeit in Aidshilfe zurück, die immer von gegenseitigem Respekt geprägt war. Mein Respekt vor deiner authentischen Präsenz als schwuler Ledermann und deinem beherzten Engagement für die Community, dein Respekt vor meiner Fachlichkeit als (schwuler) Psychologe.
Wenn man dir eins nicht nachsagen kann, dann dass du jemals dein Fähnlein nach dem Wind gehängt hast! Im Gegenteil, du hast die Turbinen angetrieben, die den (manchmal lahmenden) DAH-Kahn in Fahrt gehalten haben. Nicht immer zur Freude aller, aber die Richtung hat im Wesentlichen immer gestimmt!
Dass wir als schwule Männer heute in einer anderen Welt leben als damals, als wir die Aidshilfen gegründet haben, daran bist du nicht ganz unschuldig! Danke dir dafür!


Beate Jagla

Laut und leise, kraftvoll und sensibel, ernst und witzig – so habe ich Guido Vael als Vorstandkollegen kennengelernt. Sein Einsatz über so viele Jahrzehnte hinweg für die Vielfalt schwuler Lebenskultur und Sexualität, für eine kreative und partizipative Prävention ohne Panikvisionen und gegen die Benachteiligung von Menschen mit HIV war einzigartig. Aidshilfe ohne Guido Vael – eigentlich nicht denkbar.

Alle Menschen, die in der Deutschen Aidshilfe ehren- oder hauptamtlich tätig sind, geben dem Verband sein Gesicht und sind verantwortlich dafür, was die Deutsche Aidshilfe ist und sein wird. Das hat Guido immer wieder betont. Er ist dieser Verantwortung in ganz besonderer Weise gerecht geworden und hat wesentlich dazu beigetragen, was die Deutsche Aidshilfe heute ist. Vor seiner Lebensleistung kann ich mich nur verneigen. Ich bin sehr traurig. Guidos Mann wünsche ich viel Kraft und Mut für die kommende Zeit.


Clemens Sindelar

Ach Guido,

was warst du doch für ein widerständiger, kämpferischer und gelegentlich anstrengender Mann! Man bekam das eine nicht immer ohne das andere.

Über ein Jahrzehnt habe ich mehrfach im Jahr Arbeitsgruppen oder Seminare moderiert, in denen du erst als Vorstand, später als Mitarbeiter von Sub e.V. in München teilgenommen hast, bis du dich in deinen Ruhestand verabschiedet hast. Für den hätte ich dir mehr Lebenszeit und weniger Krankheit gewünscht.

So viele Projekte, so viele Stunden gemeinsamer Arbeit, heftige Diskussionen, Streits und Versöhnungen. Und du warst so wichtig für uns schwule Männer, weil dein Widerspruchsgeist es dir offenbar leichter machte, im Konfliktfall keine Angst vor dem Nichtgeliebtwerden zu haben, sondern unverdrossen und unbequem auf deiner Kritik zu bestehen. Davon konnte sich mancher von uns eine Scheibe abschneiden.

Dein Hauptanliegen war es immer, dass schwule Männer eine freie, selbstbestimmte Sexualität leben können, inklusive ihrer unbürgerlichen, „schmutzigen“ Anteile. Dafür hast du in deinem privaten wie auch öffentlichen Leben immer eingestanden, und du hattest, da bin ich mir ganz sicher, für manchen jungen schwulen Mann eine Vorbildfunktion.

„Ruhe in Frieden“ kann ich nicht wünschen, denn über die Gretchenfrage haben wir nie gesprochen.

Mach’s gut, Guido!


Simone Spielmann

Jeder trifft Menschen in seinem Leben, an die er sich erinnern kann, aber Guido ist einer der weit herausragenden Menschen, die ich kennen lernen durfte. Er hat einen großen Eindruck hinterlassen. Er war einer der freundlichsten, liebevollsten und wohlwollendsten Menschen, die ich kannte. Guido, I will miss you dearly.


Thomas Niederbühl

Guido Vael ist tot. Wie traurig. Mein Beileid und Mitgefühl ist ganz bei seinem Mann. Wir als Community, auch ich ganz persönlich, haben Guido so viel zu verdanken. Er war leidenschaftlicher und erfolgreicher Kämpfer der Schwulen- und Aidshilfe-Bewegung, mir ein Mitstreiter, Freund und kritischer Begleiter. Er ist einer unserer Helden. Das werden wir nicht vergessen. Adieu, Guido!


Weitere Beiträge zu Guido Vael (Auszug):

In einem Video auf YouTube berichtet Guido von seinem positiven HIV-Testergebnis, das er 1998 bekam:

Laudatio für Guido Vael, einen Mann der ersten Stunden

„Der preussischste belgische Bajuware, den ich mir vorstellen kann“

9. Juli 1988: Die „Allianz der Schmuddelkinder“ geht auf die Straße

Das Herz des schwulen Münchens

Wider die Geschichtsvergessenheit

„Die schwule Infrastruktur zerschlagen“

Wir waren eine Provokation

Die Geschichte eines Kampfes

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